Der Kauf einer Immobilie hat erhebliche steuerliche Auswirkungen. Von der Grunderwerbsteuer über Abschreibungsmöglichkeiten bis hin zur Vermietung - dieser umfassende Guide erklärt alle wichtigen steuerlichen Aspekte und Optimierungsstrategien.
Grunderwerbsteuer beim Kauf
Die Grunderwerbsteuer ist eine der ersten steuerlichen Verpflichtungen beim Immobilienkauf:
Steuersätze nach Bundesländern (2024)
- Bayern und Sachsen: 3,5%
- Hamburg: 4,5%
- Baden-Württemberg, Bremen, Hessen: 5,0%
- Niedersachsen, Rheinland-Pfalz: 5,0%
- Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern: 6,0%
- Nordrhein-Westfalen, Saarland, Schleswig-Holstein: 6,5%
- Sachsen-Anhalt, Thüringen: 5,0%
Bemessungsgrundlage und Fälligkeit
- Bemessungsgrundlage: Kaufpreis laut notariellem Kaufvertrag
- Fälligkeit: Einen Monat nach Zustellung des Steuerbescheids
- Ratenzahlung: Möglich bei Beträgen über 5.000€
- Übertragung: Erst nach Zahlung erfolgt die Eigentumsübertragung
Eigennutzung vs. Vermietung
Die steuerlichen Auswirkungen unterscheiden sich erheblich zwischen Eigennutzung und Vermietung:
Eigennutzung
- Keine Abschreibung: Selbst genutztes Wohneigentum ist nicht abschreibbar
- Spekulationssteuer: Verkauf nach 10 Jahren steuerfrei
- Haushaltsnahe Dienstleistungen: 20% von max. 20.000€ absetzbar
- Handwerkerleistungen: 20% von max. 6.000€ absetzbar
Vermietung
- Mieteinnahmen: Sind steuerpflichtige Einkünfte
- Werbungskosten: Alle vermietungsbezogenen Ausgaben absetzbar
- Abschreibung: 2% bzw. 2,5% des Gebäudewerts jährlich
- Spekulationssteuer: Nach 10 Jahren entfällt diese
Abschreibungsmöglichkeiten bei Vermietung
Lineare Abschreibung (AfA)
Die Absetzung für Abnutzung ist der wichtigste Steuervorteil bei Vermietung:
- Gebäude vor 1925: 2,5% jährlich über 40 Jahre
- Gebäude ab 1925: 2% jährlich über 50 Jahre
- Nur Gebäudewert: Grund und Boden sind nicht abschreibbar
- Anschaffungskosten: Kaufpreis plus Nebenkosten
Aufteilung Grund und Boden / Gebäude
- Kaufvertrag: Wenn aufgeteilt, diese Werte verwenden
- Sachwertverfahren: Alternative bei fehlender Aufteilung
- Bodenrichtwert: Orientierung am örtlichen Bodenrichtwert
- Typische Aufteilung: 20-30% Grund und Boden, 70-80% Gebäude
Werbungskosten bei Vermietung
Bei vermieteten Immobilien können zahlreiche Kosten steuerlich geltend gemacht werden:
Sofort abziehbare Kosten
- Instandhaltung: Reparaturen und Renovierungen
- Verwaltung: Hausverwaltung, Steuerberater, Rechtsanwalt
- Finanzierungskosten: Zinsen für Immobiliendarlehen
- Versicherungen: Gebäude-, Haftpflicht- und Rechtsschutzversicherung
- Nebenkosten: Grundsteuer, Müllabfuhr, Straßenreinigung
Herstellungskosten vs. Erhaltungsaufwand
- Erhaltungsaufwand: Sofort absetzbar (Reparaturen, Instandhaltung)
- Herstellungskosten: Über Jahre abschreibbar (Modernisierung, Erweiterung)
- Anschaffungsnahe Aufwendungen: Über 15 Jahre abschreibbar
- 15%-Grenze: Aufwendungen bis 15% der Anschaffungskosten in 3 Jahren
Sonderabschreibungen und Förderungen
Denkmalschutz-AfA
Bei denkmalgeschützten Immobilien gelten besondere Regelungen:
- Erhöhte Abschreibung: 9% in den ersten 8 Jahren, dann 7% in den nächsten 4 Jahren
- Eigennutzung: 90% der Kosten über 10 Jahre absetzbar
- Voraussetzung: Abstimmung mit Denkmalschutzbehörde
- Nachweis: Bescheinigung der Behörde erforderlich
Erhöhte Abschreibung nach § 7h EStG
- Neubau in Ballungsräumen: 5% zusätzlich in den ersten 4 Jahren
- Voraussetzungen: Baubeginn bis Ende 2021
- Förderfähige Kosten: Bis zu 3.000€ pro m² Wohnfläche
- Kombination: Mit normaler AfA kombinierbar
Spekulationssteuer und Verkauf
Beim Verkauf einer Immobilie können Steuern anfallen:
Spekulationsfrist
- 10-Jahres-Frist: Verkauf nach 10 Jahren grundsätzlich steuerfrei
- Eigennutzung: Im Jahr des Verkaufs und 2 der letzten 3 Jahre
- Vermietete Objekte: Volle 10-Jahres-Frist ohne Ausnahme
- Steuersatz: Persönlicher Einkommensteuersatz bei Spekulationsgewinn
Berechnung des steuerpflichtigen Gewinns
- Verkaufserlös: Minus Verkaufskosten (Makler, Notar)
- Anschaffungskosten: Ursprünglicher Kaufpreis plus Nebenkosten
- Verbesserungen: Modernisierungen und Erweiterungen
- Abschreibungen: Müssen wieder hinzugerechnet werden
Steueroptimierung bei Immobilien
Timing des Kaufs
- Jahresende: Abschreibung beginnt ab Monat des Erwerbs
- Vermietungsbeginn: Erst ab Vermietung sind Werbungskosten absetzbar
- Modernisierung: Timing kann Steuerlast beeinflussen
Finanzierungsoptimierung
- Hohe Fremdfinanzierung: Mehr absetzbare Zinsen
- Eigenkapital für andere Zwecke: Steuerneutrale Anlage
- Zinsbindung: Längerfristige Planbarkeit der Steuerlast
Häufige Steuerfehler vermeiden
- Belegsammlung: Alle Belege sorgfältig aufbewahren
- Privatnutzung trennen: Klare Abgrenzung bei Vermietung
- Erhaltungsaufwand vs. Herstellung: Richtige Zuordnung wichtig
- Vorsteuern: Bei größeren Modernisierungen USt-Option prüfen
- Verlustverrechnungen: Optimale Nutzung von Verlusten
Erbschafts- und Schenkungssteuer
Auch bei unentgeltlichem Erwerb fallen Steuern an:
Freibeträge
- Ehepartner: 500.000€ alle 10 Jahre
- Kinder: 400.000€ alle 10 Jahre
- Enkel: 200.000€ alle 10 Jahre
- Sonstige: 20.000€ alle 10 Jahre
Begünstigungen für Wohnimmobilien
- Familienheim: Steuerfrei bei Übergang zwischen Ehepartnern
- Kindergründung: Bis 200m² für 10 Jahre steuerfrei
- Bewertungsabschlag: Bis zu 10% bei vermieteten Objekten
Internationale Aspekte
Bei ausländischen Käufern oder Immobilien im Ausland gelten besondere Regeln:
- Beschränkte Steuerpflicht: Für ausländische Immobilienbesitzer
- Doppelbesteuerungsabkommen: Vermeidung doppelter Besteuerung
- Quellensteuer: Bei Verkauf durch Ausländer
- Meldepflichten: Besondere Anzeigepflichten beachten
Fazit und Empfehlungen
Die steuerlichen Aspekte beim Immobilienkauf sind komplex und individuell. Eine frühzeitige steuerliche Beratung kann erhebliche Einsparpotenziale aufzeigen und kostspielige Fehler vermeiden. Besonders bei Vermietungsabsicht sollten alle Optimierungsmöglichkeiten ausgeschöpft werden.
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